Kochrezept für Diebe zum Heiligen Abend!
Hoppelpoppel: Das Weihnachtsessen für Diebe
Für dieses Festmahl muss alles geklaut sein. Sonst schmeckts nach Arme-Leute-Essen. Geklaut schmeckt alles besser, teurer, wertvoller. Und vor allem: genialer!
In der Weihnachtszeit gibts viele Weihnachtsfeiern. In den Betrieben, in der Familie, in den Gesellschaften des bürgerlichen Rechts, auf der Kegelbahn, beim Anwalt, im Verlag, auf dem Weihnachtsmarkt – überall wird gefeiert. Und feiern heißt meistens futtern. Als Koch und Dieb sollte man möglichst viele dieser Veranstaltungen nutzen, um sich die nötigen Zutaten zu besorgen. Tipp: Auch ruhig mal uneingeladen erscheinen, die Zutat einstecken und wieder verschwinden.
Bis alles beisammen ist, muss mindestens die halbe Adventszeit eingeplant werden. Gut tut der Dieb daran, schon vor dem Dezember mit dem Einklauen anzufangen. Sonst wirds mit HOPPELPOPPEL am 24. Dezember nichts.
Am einfachsten ist der Rotwein: Einfach bei der erstbesten Weihnachtsfeier die Reste aus den Gläsern zusammenkippen, insgesamt 50 ml. Die 2 Esslöffel Whiskey sind schon schwieriger, am besten direkt vom Chef (Pulle liegt im Schreibtisch. Oder direkt aus dem Glas.) Die Spreewälder Gurken, die Senfgurken und die Gurkengurken vom Weihnachtsbuffet klauen.
Dann auch mal in ein Weihnachtsmannkostüm schlüpfen (großer Mantel) und ab ins Altenheim. Dort Liedchen vor den Alten trällern, die freuen sich immer, und Kartoffeln aus der Küche klauen (festkochend! Ein Kilogramm). Die merken das sowieso nicht. Außerdem: Butterschmalz, eine Zwiebel und Kümmel! Dasselbe Theater nochmal in einem x-beliebigen Hotel veranstalten. Straßenbahn aussteigen, rein ins Hotel, Hohoho, zum Frühstücksbüffet, Butter einstecken (40 g, kalt) und raus. Tipp: Butter gleich in Kühlschrank, die muss kalt sein.
Die Gewürze entweder einfach bei Freunden direkt einstecken: Salz, Pfeffer, Majoran – oder in der Betriebsküche, wenn oben die Angestellten Weihnachten feiern.
Bei der Tante, wenn der Kuchen serviert wird, unbedingt daran denken: Du brauchst für den Hoppelpoppel Sahne, und zwar ordentlich! Ein Tipp: Wenn der Kuchen serviert wird, den Teller mit dem Kuchenstück auf den Schoß (unterhalb der Tischkante) stellen. Zwischen die eigenen Füße ein Stück Silberfolie (DIN A3) legen. Dann „Darf ich bidde mal die Sahne haben?“ und mit dem großen Sahnelöffel die Sahne am Teller vorbei einfach auf die Silberfolie fallen lassen. Um nicht aufzufliegen, auch auf das Stück Kuchen eine kleine Haube zu setzen!
Und dann das Wichtigste. Am letzten Sonnabend vor dem 24. Dezember bei dem Hool gegenüber, wenn der Mittagschlaf macht, die Bratenreste aus der Wohnung klauen, 200g.
Jetzt fehlt nur noch die Muskatnuss. Erstmal im Rathaus gucken, beim Bürgermeister. Manchmal steckt eine im Weihnachtskranz, als Schmuck. Wenn nicht, am besten durch Ladendiebstahl besorgen. Die wenigsten haben das bei sich zuhause.
Wenn zum Mittag am 24. Dezember alles beisammen ist, die Kartoffeln waschen, schälen und in sehr sehr dünne Scheiben schneiden und mit der geklauten Zwiebel bei schwacher Hitze in Butterschmalz anbraten und anschließend in eine geeignete Schüssel geben. Die Sahne aus der Silberfolie rausholen und mit den Eiern vermischen. Eiern? Oh Gott, du hast die Eier vergessen! Nochmal rüber zum Hool, der hatte ja welche. Die Bratenreste in Scheiben schneiden und mit den Gewürzen würzen. Dann alles zusammenpampen. Anschließend alles in butterschmalzheiße Pfanne geben und anbraten. Sobald Qualm aufsteigt das Ganze eierkuchenmäßig wenden und auf der anderen Seite goldbraun anbraten. Gesondert die Sauce einkochen. Den Whiskey, den Rotwein und den Rinderfond erhitzen. Oh Gott, der die das Rinderfond! Auch vergessen. Der Hool hat so was garantiert nicht. Mutter anrufen. Hallo Mutter usw., Rinderfond abholen, nicht geklaut, egal, jetzt Hauptsache Hoppelpoppel am 24. Dezember! Rinderfond dazugeben und mit Pfeffer, Salz und Zitronensaft abschmecken.
Und dann bei Kerzen und Weihnachtoratorium nur noch genießen. Die Weihnachtszeit verdichtet sich zwischen den Zähnen und es entsteht das erwärmende und überaus kindliche Gefühl, zu den Menschen zu gehören, die von der Weihnachtszeit wirklich profitieren.